Interview Veljanov

Ungekürzte Version

Journal-Interview mit Alexander Veljanov
zum neuen Album "The sweet life"

Alexander Veljanov


Musikalische Freiheit und Vielseitigkeit war und ist die oberste Maxime für Alexander Veljanov. Neben seiner erfolgreichen Arbeit mit der Dark-Wave Formation Deine Lakaien veröffentlicht er bereits sein zweites Soloalbum mit dem vielversprechenden Titel: The sweet life. Das Journal sprach mit dem Berliner Sänger mazedonischer Abstammung über das süße Leben.


Journal: "The sweet life" ist fröhlicher ausgefallen als "Secrets of the silver tongue", oder die Alben von Deine Lakaien. Du scheinst derzeit in einer besonders fröhlichen Stimmung zu sein?
Was ist der grundlegende Unterschied von "The sweet life" gegenüber dem Debütalbum "The secrets of the silver tongue"?
Veljanov: Es nutzt noch mehr die Chance, als Soloartist stilistisch freier arbeiten zu können, als in einem Bandgefüge. Das erste Album war bewußt ohne Elektronik, ein reines akustisches Album. Es war der deutliche Versuch zu beweisen, daß es Sinn macht, auch als Solist zu veröffentlichen. Und es war eine Abgrenzung musikalisch zu dem Lakaien-Konzept.
Der Unterschied ist die Elektronik,die auf diesem Album verwendet wurde und noch mehr das solistische Denken, daß man nur für den Sänger Songs konzipiert. Ohne Band, sondern nur mit dem Produzenten zusammen. Und dann auch vom Arrangement von Song zu Song unterschiedliche Instrumente einsetzt.

Journal: Geht man an ein zweites Album entspannter heran, als an ein Debütalbum?
Veljanov: Eigentlich nicht. Das erste Album ist über viele Jahre hin gewachsen. Der Moment, als ich ins Studio gegangen bin, war ohne Druck, da ich keinen Plattenvertrag hatte. Ich bin erst mit dem fertigen Produkt zu den Plattenfirmen gegangen, ohne das Album veröffentlichen zu müssen. Es war eine Sache, die man mehr als privaten Spaß gehabt hätte. Es war keine Erwartung von der Plattenfirma da, die ja in der Öffentlichkeit auch eine Art von Druck sein kann. In der Öffentlichkeit wußte ja keiner, daß ich das mache.
Beim zweiten Album wirst du an dem Ersten gemessen und dann noch an den Lakaien. Aber ich empfinde es eher als Herausforderung, und nicht als Druck.

Journal: Veljanov scheint sich auf "The sweet life" zum Duo entwickelt zu haben. Welche Rolle spielt Dave Young?
Oder anders gefragt: Ist Veljanov noch ein EinMann-Projekt mit wechselnder Live-Besetzung wie es zum Gründungszeitpunkt einmal geplant war, oder hat sich Veljanov zu einem Duo entwickelt?
Veljanov: Also Duo würde ich nicht sagen. Dave Young hat das erste Album produziert, aber die Songs hatte ich damals mit den anderen Musikern geschrieben. Der Wunsch war von beiden Seiten eben da, daß man ein Album als Songwriter-Team angeht. Obwohl wir das vorher nicht getestet hatten. Es also war wirklich ein Versuch. Der ist geglückt und wir waren sehr zufrieden. Es ging alles sehr schnell, flüssig und entspannt. Das Album wurde in einem Zug quasi von April bis November erarbeitet. Aber es heißt nicht für die Zukunft, daß ich nicht auch mit anderen Leuten als Solist Songs schreiben oder auch produzieren kann.

Journal: Wie unterscheidet sich die Arbeit mit Dave Young von der Zusammenarbeit mit Ernst Horn bei den Lakaien?
Veljanov: Beides ist mit örtlicher Distanz verbunden gewesen, Ernst in München und Dave in London, aber es nicht so schwierig, wenn man das gewohnt ist, hin und her zu fahren oder zu fliegen. Beide sind in etwa gleich alt, aber beide kommen aus unterschiedlichen Richtungen. Ernst hat als klassischer Musiker den Weg zu Deine Lakaien gefunden und Dave Youngs ist eher so Old-School-Sixtees und hat dann jahrelang international und mit ganz unterschiedlichen Leuten gearbeitet. Er ist Drum-Musiker, hat aber auch lange Zeit die Studiotechnik erlernt als Engineer in New York und in London mit eigenem Studio. Und er hat seit den 80er keine Songs mehr geschrieben, seitdem er seine Band damals aufgelöst hatte und war eigentlich nur noch Musiker und Produzent. Die Fähigkeit bei beiden ist gegeben, wirklich sehr sensibel mit Klängen umzugehen und genau das raus zu holen, was auch an Potential drin steckt. Es ist eine fruchtbare Arbeit mit beiden.

Journal: Gibt es Fehler oder Mängel, die du durch die zunehmende Erfahrung auf "The sweet life" vermeiden konntest?
Veljanov: Man macht immer Fehler, das ist klar. Aber auf dem Album speziell...? Ne, so denkt man auch nicht. Man konzentriert sich aufs Song-Schreiben. Ich war sicher noch offener. Ich hab in drei Sprachen Songs auf dem Album. Unter anderem Cover-Versionen, die sehr alt sind, aus den 30er, 40er und 50ern zum Beispiel. Das sind Sachen, die ich auf dem ersten Album noch nicht so gewagt hätte.

Journal: "The sweet life" soll laut Promoinformation ein Album mit bittersüßen Wahrheiten über das Leben und über die Wiederentdeckung verloren geglaubter Träume sein. Somit drängt sich die Frage auf: Spiegelt das Album autobiografische Erfahrungen wieder?
Veljanov: Sicher steckt da auch viel persönliches drin in den Texten. Das ist ja auch der Unterschied zu den Lakaien, wo keine biographischen Züge enthalten sind. Das ist natürlich hier anders.

Journal: Ich finde, das neue Album ist sehr "erwachsen" und zeitlos ausgefallen. Anders als bei Deine Lakaien könnte ich mir vorstellen, daß sich auch 50-jährige das Album anhören.
Veljanov: Das ist bei den Lakaien durchaus auch so, daß Ältere die Musik hören. Es sind vielleicht auch wirklich diese Einflüsse aus vielen Jahrzehnten der Musikgeschichte, die auf dem Album Platz finden. Und David Young, der natürlich auch seinen Einfluß einer anderen Generation repräsentiert. Dadurch kann man natürlich auch verschiedene Generationen ansprechen. Es ist nicht so genre-fixiert, nicht auf eine Szene hin konzipiert.

Journal: Inwieweit trägst du zur instrumentalen Komposition bei? Brauchst du musikalische Partner, die die Instrumentierung übernehmen, oder entwickelst du die Instrumentalparts selber?
Veljanov: Nein, das machen die anderen. Ich bin hauptsächlich für das Gesamtgefüge, die Texte, die Hooklines, Refrain- und Gesangsmelodien, der Backing-Vocals, die Gesangsharmonien und natürlich die Auswahl der Instrumente zuständig. Aber ich bin nicht der Mensch, der alles notiert. Ich bin nicht dieser handwerkliche Musiker. Ich komme eher aus dem visuellen Theater- und Filmbereich und ich empfinde den Gesang auch als visuelles Element, nicht nur Audio.

Journal: Wie muß ich mir vorstellen, entsteht ein Song bei Veljanov?
Veljanov: Das ist unterschiedlich. Bei "Fly away" zum Beispiel hatte ich den Refrain und den Text. Dann versucht man sich klar zu machen, welche Art von Schlagzeug oder Rhythmusgefüge man möchte. Und dann experimentiert man herum. Mein Instrument ist dann die Stimme.

Journal: Was war der Grund, mehr Keybords und elektronische Klänge beim neuen Album einzusetzen?
Veljanov: Um noch vielfältiger zu sein im Soundbild und auch Freiheit. Wenn man sich nur auf die Instrumente beschränkt, hat man natürlich ein anders gefärbtes Album, als wenn man teilweise orchestral oder elektrolastig instrumentiert und dann auch mehr Gewicht auf Streicher legt. Ich denke, dadurch ist es auch ein recht abwechslungsreiches Album geworden. Auch sind die Instrumentierungen von Song zu Song unterschiedlich.

Journal: Was ist zu dem Video "Fly away" zu sagen?
Veljanov: Das ist in Berlin gedreht worden. Mir war wichtig, keine Geschichte zu erzählen, sondern daß die Stimmung umgesetzt wird. In Clips Geschichten zu erzählen ist nicht so interessant im Kontext mit Musik. Ich möchte mit dem Video die Stimmung transportieren und den Leuten die Freiheit zur Interpretation lassen, um sich einen eigenen Film zu erdenken. Jeder empfindet Musik ja auch anders.

Journal: Man gibt aber als Musiker beim Video auch ein Stück des Songs ab, oder?
Veljanov: Ja gut, ich habe aber mit dem Regisseur im Vorfeld, während des Drehs und bis in den Schnitt hinein sehr eng zusammengearbeitet. Ich habe das alles mit kontrolliert und meine Meinung dazu beigetragen.

Journal: Das letzte Stück des Albums "Blag zhivat" ist das gleiche Stück wie das erste "The sweet life". Ist es in deiner Muttersprache (mazedonisch) gesungen? Warum?
Veljanov: Ich dachte, daß es zu dem Song paßt. Ich wollte den Song noch in anderen Versionen singen. Ich konnte mir vorstellen, den Song noch in französisch, italienisch oder deutsch zu machen, aber das ist dann doch irgendwie gescheitert. Das wäre dann vielleicht doch zu kopflastig gewesen. Ich singe gerne mal mazedonisch und das kommt live auch immer gut an. Das paßt sehr gut zu meiner Stimme.

Journal: Das Stück "Das Lied vom einsamen Mädchen" ist eher untypisch für dich in deutsch gesungen. War es eine Überwindung für dich, deutsch zu singen?
Veljanov: Eine Überwindung war es nicht, aber eine Herausforderung. Das Stück gab es schon in der Interpretation von Nico, Hildegard Knef und Marlene Dietrich. Das ist schon schwierig und auch gefährlich, so etwas zu wagen. Ich wußte auch bis zum Ende nicht, ob es mir gelingen wird, es so zu machen, daß ich damit leben kann und daß ich es auch veröffentlichen will. Aber am Ende haben dann doch die Leute, denen ich in solchen Situationen gerne vertraue, mich ermutigt, es zu veröffentlichen.

Journal: "The sweet life" ist personell getrennt voneinander in London (Dave Young, Instrumentierung) und Berlin (Veljanov, Gesang) entstanden. Das Endprodukt klingt aber trotzdem wie aus einem Guß.
Wie trifft man im Leben einen Menschen, mit dem diese musikalische Seelenverwandtschaft umzusetzen ist? Mit Ernst Horn hast du ja bereits schon einmal einen musikalischen Mitstreiter gefunden.
Veljanov: Seltsamerweise sind die beiden fast auf den Tag genau gleich alt. Das ist schon ein seltsamer Zufall. Da möchte man fast schon an Astrologie glauben.
Tja, wie findet man so einen ? Zufall ! Nachts in einer Berliner Kneipe sind wir ins Gespräch gekommen und es hat sich eine Freundschaft entwickelt. Das sind die Zufälle des Lebens. Genauso, wie ich Ernst Horn über eine Anzeige kennengelernt habe.

Journal: Marilyn Manson beispielsweise betrachtet seine Musik als Mittel zur Selbsttherapie. Wie erklärst du dir deinen Drang, Musik machen zu wollen?
Alexander Veljanov Veljanov: Also ich denke, dieser Wunsch zu singen, muß genetisch veranlagt sein. Der war schon so früh da, da kann ich mich gar nicht mehr daran erinnern. Man sagte mir das eben, daß ich immer gesungen habe und singen wollte. Der Kinderwunsch Sänger zu werden, war schon immer da, so wie andere als Kinder Lokomotivführer werden wollten. Bei mir ist der Wunsch zum wirklichen Beruf geworden. Und es ist natürlich auch Erziehung und Beeinflussung, wie man aufwächst. Es gibt ja auch Menschen, die entdecken die Musik gar nicht in ihrem Leben. Das ist natürlich sehr schade, aber es gibt natürlich auch andere Sachen, die ähnlich wertvoll sind.
Marilyn Manson ist natürlich ein ganz böser Fall. Ich glaube, der wurde vom kleinbürgerlichen Streber und Außenseiter zum "Most-Shocking-Man" von Amerika. Das ist irgendwie richtig krank. Aber hinter solchen Shockern stecken oft ganz sensible, intelligente Menschen. Und ich unterstelle Herrn oder Frau Manson mal, daß das bei ihm auch der Fall ist.

Journal: Du bist Berufsmusiker und bestreitest deinen Lebensunterhalt mit der Musik. Ist der unweigerliche, existentielle Zwang, Musik machen zu müssen, eine Belastung für dich?
Veljanov: Auf keinen Fall, da ich weiß, daß selbst wenn ich morgen damit aufhöre, mit anderen Dingen Geld verdienen kann. So eindimensional, daß wäre ja schrecklich.

Journal: Naja, man wählt als Musiker ja einen Weg, den man später nicht so ohne weiteres abändern kann?
Veljanov: Ja gut, diese "Mucker"-Mentalität, klar. Ich find das schon nicht erstrebenswert. Aber als Sänger ist man da in einer anderen Position. Als Instrumentalist ist natürlich die Gefahr da, zum Mucker zu werden, auch Studiomusiker im positiven Sinne. Also quasie -You pay, I play, kann auch gesund sein. Man muß es auch nicht so künstlerisch verbrämen. Es ist ein Handwerk. Früher in der Barockzeit waren Musiker so angesehen wie Bäcker. Es war einfach ein Handwerk und nicht eine Kunst in dem Sinne. Bach wurde nicht als Künstler bezeichnet. Er war Musiker - ein Handwerker.

Journal: Hättest du den Mut, an der deutschen Vorentscheidung zum Grand Prix teilzunehmen, vorausgesetzt man läßt wieder einen gewissen Anspruch zu?
Veljanov: Als Kind habe ich natürlich wahnsinnig gerne den Grand Prix geguckt. Auch gerade so große französische Chansons und auch Beiträge aus dem mediterranen Raum, die dann sehr exotisch waren. Das war schon immer spannend und sicherlich auch musikalisch teilweise interessant. Aber was in Deutschland durch diesen Spaßterror entstanden ist, kann man ja nun wirklich nicht mehr als Musik bezeichnen.

Journal: Das ist logischerweise zur Zeit eine Modeerscheinung, aber irgendwann wird sicherlich wieder ein wenig Anspruch hereinkommen.
Veljanov: Also ich würde eher für Mazedonien an den Start gehen. Die durften erst ein einziges Mal mitmachen. Das ist ja auch ein ganz junges Land als Staat. Die haben einmal mit einer furchtbaren Girlie-Band mitgemacht. Leider, weil sie versucht haben englisch zu sein. Was der falsche Weg ist meiner Meinung nach. Man soll sich schon noch besinnen, was man anbieten kann als Andersartigkeit. Gerade dieser Sprachraum ist allein durch die Folklore oder durch die traditionelle Musik sehr wertvoll für die gesamte Weltmusik. Die bulgarischen Chöre sind im Grunde identisch mit der mazedonischen Musikkultur. Das ist ja weltweit ein absolutes Highlight.
Ja, wie gesagt, für Mazedonien wäre sicherlich eine schöne Idee. Aber man soll auch Träume nicht zerstören. Das ist so ein Kindheitsding und ich glaub, der reale Ablauf solch einer Mammut-Veranstaltung ist wahrscheinlich der pure Horror. Da kann man wahrscheinlich nur mit Zynismus und Alkohol sich rüber retten, nehme ich mal an. Also ich denke mal, das ist wirklich eine Ansammlung von Volltrotteln. Ein riesiges Gedöns und alle Fernsehjournalisten der Welt sind vorhanden.

Journal: Es wäre eine Herausforderung.
Veljanov: Ja gut es ist Sport.
... Mit dem richtigen Team, einer lockeren Einstellung, ohne das eben verarschen zu wollen, könnt ich mir das ernsthaft schon vorstellen. Obwohl natürlich einige wieder schreien würden: Um Gottes Willen, ist er jetzt völlig durchgeknallt.

Journal: Könntest du dir vorstellen, Musik ohne Gesang zu machen, oder gehört für dich ein Gesang immer zu einem Musikstück?
Veljanov: Nein, wozu sollte ich das machen. Ich kann jetzt kein Cello mehr lernen, so leid es mir tut. Aber na gut, ich könnte auch mal versuchen Filmmusik zu machen. Man muß sich ein paar Jahre Zeit nehmen für die Technik und alles, aber momentan feile ich noch immer an meinem Gesang. Ich bin als Interpret noch nicht ausgereift und ausgereizt, meiner Meinung nach. Ich finde Jazz-Standards stehen mal an.

Journal: Das wäre ja eine Linie, die du noch nicht bestritten hast.
Veljanov: Öffentlich nicht. Stimmt.

Journal: Du hast in jungen Jahren an der Filmhochschule studiert. Hast du aus dem Studium etwas in deine Musik mitgenommen?
Veljanov: Bestimmt. Also gerade dieses Visuelle und Kreativsein hat viel auch mit der Beschäftigung in diesen Kunstbereichen zu tun. Ich kann mir auch durchaus vorstellen, selber Videos zu schreiben und Treatments und Regie zu führen. Es ist mir auch schon angeboten worden, aber die Zeit fehlt. Jetzt steht erst mal das neue Lakaien Album an neben den Veröffentlichungen und Konzerten des "Sweet Life"-Albums. Das neue Lakaien Album wird dieses Jahr noch fertig werden und soll zum Jahreswechsel veröffentlicht werden.

Journal: Gesetzt den Fall, man setzt dir zur Komposition ein Limit und du darfst nur mit einem akustischen Instrument einen Song produzieren. Welches Instrument würdest du neben dem Gesang wählen?
Veljanov: Also mein Favorit wäre ... natürlich das Klavier. Das gibt ja bei den Lakaien bereits, aber nur live. Aber ich glaube, was auch wunderschön klänge, wäre ein Lied nur mit Cello. Mein Stimme paßt auch sehr gut zum Cello und umgekehrt.

Journal: Das ist ja auch auf dem aktuellen Album mit drauf.
Veljanov: Ja. B.Deutung von den Inchtabokatables hat das wunderbar gemacht. Der hat das Cello mit viel Farbe, Euphorie und Können in diesem Album zu einem der tragenden Instrumente gemacht.

Journal: Hat sich deine Vorstellung wie das Soloprojekt Veljanov klingen soll, seit den Gründungstagen bis heute geändert?
Veljanov: Ich hatte eigentlich nie eine Vorstellung wie es klingen soll. Ich hab nur die Idee gehabt, dieses Haus zu bauen, unter dessen Dach ich eben alle Leute einladen kann, die mit mir und für mich spielen wollen. Es ist ja nicht so, daß ich einen Sound damit umsetzen will oder eine Stil. Es geht einfach darum, daß ich mich als Sänger austoben kann.

Journal: Hat Veljanov das gleiche Publikum wie Deine Lakaien?
Alexander Veljanov Veljanov: Das weiß ich nicht. Bei der ersten Veljanov-Tour war es ja so, daß die Presse Panik verbreitet hat. Daß die Lakaien nicht mehr existieren würden und viele Fans das dann auch boykottiert haben. Aber es gab auch Medien, die über Deine Lakaien nicht berichtet hatten. Die mich in der Ecke von Nick Cave und Neil Young positioniert haben. Und dann gab es auch Leute, die noch nie auf einem Lakaien Konzert waren. Es war ein wenig gemischter. Wodurch auch dadurch dann die Kasmodiah eine andere Aufmerksamkeit bekommen hat bei den Medien.
Es gibt schon Magazine und Radiosender, die durch Veljanov dann auch Deine Lakaien akzeptieren konnten. Sie haben eben auch gesehen, daß Deine Lakaien nicht eine Düster-Kasper-Band ist. Es gibt immer noch Zeitschriften, die behaupten, das wir so wären. Aber das ist natürlich reine Intoleranz, denn es sollte sich doch mittlerweile herumgesprochen haben, daß das nicht stimmt.

Journal: Abschließende Frage: Deine Lakaien wurden geboren, als der New Wave am aussterben war. Kann in diesem Jahrzehnt der New Wave in neuer Form wieder auferstehen?
Veljanov: Ach, dieses Gerede vom Wave-Revival kann ich nicht mehr hören. Alles revivalt in immer kürzeren Perioden. Ich denke die Achtziger haben einfach ihre Spuren hinterlassen. Die einen sampeln Duran Duran und gelten als Hipp-Hopp-Band oder was auch immer. Es ist einfach ein Kapitel der Musikgeschichte, genauso wie 60er, 70er oder Glam und ABBA. Wave ist eben das Kapitel, was heute gerne zitiert wird. Aber es ist nicht so, daß man von einem new New-Wave reden kann. Dazu ist auch das heutige Musikspektrum zu sehr aufgesplittet. Metal, Hipp-Hopp, Schlager, Dance und neuerdings auch die "Container-Musik" wird gekauft. Es ist wirklich dieses nebeneinander, was früher nicht so war. Es gab den Saurier-Rock, den Punk, New Wave und dann den Techno, immer solche Schübe nacheinander.


Journal: Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Zukunft.



(Maik Heinsohn 03/2001)